Vorwort zur 2. Auflage

Im März 2010 erschien diese Anthologie zum ersten Mal. Als nach gut einem Jahr der Verlag nur noch wenige Exemplare auf Lager hatte, stellte sich die Frage: unveränderter Nachdruck oder bearbeitete Neuausgabe? Die Entscheidung fiel zugunsten letzterer Option.

Zunächst waren die Aphoristiker selbst nicht untätig. Viele konnten mit neuen Texten aufwarten – sei es in Form von Büchern, Zeitschriftenbeiträgen oder bislang unveröffentlichten Manuskripten. Aber auch unsere erneute Sichtung des bekannten Materials führte teilweise zu anderen Auswahlergebnissen als vor vier Jahren. Manche Aphorismen erschlossen sich erst bei einer zweiten Lektüre, wohingegen andere dieser nicht standhielten. Der Erscheinungszeitraum der berücksichtigten Quellen erstreckte sich nun bei jedem einzelnen Autor von der Gegenwart bis ins Jahr 1980. Ferner strebten wir an, alle unselbständigen Publikationen, die einer Buchveröffentlichung vorausgriffen, zu ermitteln und durchzusehen, um jeweils die älteste Druckvorlage nachweisen zu können. Insgesamt nahm die Breite der Anthologie zu. Das gilt für die Zahl der ausgewerteten Quellen wie für die der Beiträger. Letztere erhöhte sich von 91 auf 103, wobei 26 hinzukamen und 14 entfielen.

Sieben Autoren – Arthur Feldmann, Ernst R. Hauschka, Wolfgang Mocker, Manfred Rommel, Sigmar Schollak, Wilhelm Schwöbel sowie Wolfram Weidner – sind in der Zwischenzeit leider verstorben. Da Feldmann, Hauschka, Rommel und Schollak vor dem festgelegten Stichtag (1. Januar 2011) noch lebten, wurden ihre Aphorismen in der Neuauflage abgedruckt; Mocker, Schwöbel und Weidner sind fortan in der Liste der »Weiteren Aphoristiker« zu finden. An dieser Stelle möchten wir betonen, dass sich die betreffende Rubrik genauso wie der eigentliche Textteil als qualitative Auswahl versteht. Während uns vor vier Jahren in Einzelfällen eine gewisse Namhaftigkeit genügte, um einen Schriftsteller unbesehen unter den »Weiteren Aphoristikern« aufzuführen, haben wir diesmal die Nennung ausschließlich von unserem Leseeindruck abhängig gemacht.

Zu unserem Erstaunen blieb die Gesamtzahl der Aphorismen mit 1.315 gegenüber 1.308 nahezu unverändert. Allerdings sind nur gut 500 sowohl in der ersten als auch in der zweiten Auflage enthalten, was einer Schnittmenge von lediglich 40% entspricht. Das Register, das wir auf die anderthalbfache Stichwortanzahl erweitert haben, ermöglicht mit der zusätzlichen Angabe der Aphorismusnummer eine schnellere und präzisere thematische Suche. Zu guter Letzt ist das Nachwort etwas umfangreicher ausgefallen.

So viel zu den Unterschieden. Geblieben ist die grundsätzliche Motivation der Anthologie: einen Einblick zu bieten in die oft totgesagte und dennoch ebenso lebendige wie vielstimmige deutschsprachige Gegenwartsaphoristik.

Alexander Eilers und Tobias Grüterich

 

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